Baustellen bereiten den Boden für Neues

Wichtigstes Projekt: die klimafreundliche Wärmeversorgung Interview mit Arnulf Rybicki, Baudezernent der Stadt Dortmund
© Stephan Schütze
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Arnulf Rybicki ist seit 2019 Baudezernent der Stadt Dortmund. Mit „aufbruch city“ spricht er über die zahlreichen Baustellen in der Innenstadt – viele davon für die klimafreundliche Wärmeversorgung. Ihn beschäftigen die Belebung der City sowie unterschätze Frequenzbringer*innen. Auch die sogenannte „Weihnachtsruhe“ und die Bedeutung neuer Straßenbeleuchtung sind Themen im Interview.

Wo steht die City aus Ihrer Sicht?

Die City hat einen guten geographischen Vorteil: Sie ist relativ kompakt. Der Bereich innerhalb des Wallrings ist klar umgrenzt und hat ganz verschiedene Quartiere. Das ist selten in Großstädten mit über 500.000 Einwohner*innen und ein Vorteil, den wir nutzen können. Durch Fernwärme-Baustellen, Corona und andere Krisen ist die City in letzter Zeit unter Druck geraten. Dennoch: sie besitzt sehr gute Geschäftslagen und immer noch eine sehr hohe Besucherfrequenz.

Woran muss aus Sicht des Baudezernats noch gearbeitet werden, damit die City ein Magnet bleibt?

Innenstädte leben von der Frequenz. Wo viele Menschen sind, wo vielleicht sogar Gedränge herrscht, wo Leben ist – da ist ein Ort attraktiv und dann entwickelt sich eine Eigendynamik. Doch der Einzelhandel – jahrzehntelang fast alleiniger Motor für die Anziehungskraft und das Epizentrum der Attraktivität der City – ist durch Online- und Versandhandel nicht nur in Dortmund unter Druck geraten. Hier müssen wir helfen, auch durch einen neuen Nutzungsmix, durch mehr Sicherheit und Sauberkeit.

Was sorgt ansonsten für Frequenz?

Erstens die Gastronomie, zweitens Events und Veranstaltungen, drittens Schulen. Schüler*innen beleben die City. Wir haben etliche Schulen und Berufsschulen direkt angrenzend und natürlich die vielen Menschen, die in die City kommen, um hier zu arbeiten.

Welche wichtigen Tiefbaumaßnahmen gab es 2022 und was haben sie für Dortmunds Mitte gebracht?

Bestimmend für die Bautätigkeiten der letzten zwei Jahre waren die Fernwärme-Baustellen und der Radwall. An der Kampstraße gab es leider Verzögerungen. Wir mussten zum Beispiel auf die Fertigstellung eines großen Wohn- und Geschäftshauses warten, um Kanäle in der Kampstraße zu verlegen. Erst dann konnte die Fernwärme dort loslegen. Und es gibt immer wieder archäologische Funde, zuletzt die Skelette in der Klosterstraße. Solche Dinge lassen sich nicht einplanen und wir müssen Kompromisse zwischen Bauarbeiten und Archäologie finden.

Warum ist der schnelle Lückenschluss im Fernwärmenetz so wichtig?

Der Anschluss an die externe Fernwärme versorgt die Innenstadt demnächst mit einer laufenden Wärmeleistung von zehn Megawatt, die nicht extra erzeugt werden muss. Das ist enorm. Deshalb hängt von den Arbeiten eine Menge ab. Um den Verzug aufzuholen, können wir an einigen wenigen Stellen, zum Beispiel der Klosterstraße, die sogenannte „Weihnachtsruhe“ in diesem Jahr leider nicht komplett einhalten.

Was hat es mit der „Weihnachtsruhe“ auf sich? Warum gibt es sie und was bedeutet sie genau?

Die Weihnachtsruhe gibt es vereinzelt auch in anderen Städten. Sie ist dazu da, um die besonders einkaufsstarke Zeit für den Einzelhandel weitgehend ungestört von Baustellen attraktiv zu machen. Hier in Dortmund betrifft die Weihnachtsruhe den Bereich innerhalb des Wallrings und die Hauptzufahrtsstraßen zur City in der Zeit des Weihnachtsmarktes. Dann pausieren die Baustellen und werden freigeräumt, in diesem Jahr vom 14. November bis zum 7. Januar 2023 – mit mit Ausnahme der eben genannten Stellen.

Zurück zu den Baustellen 2022. Wir waren noch nicht ganz durch, oder?

Genau. Wichtig war auch die Errichtung des neuen Parkleitsystems. Die Wegweisung zu Parkhäusern wird noch ergänzt, um die Zahl der freien Parkplätze und später auch um die Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Ansonsten haben wir weniger innerhalb, sondern eher knapp außerhalb des Wallrings gebaut: Der Umbau der Steinstraße von einer reinen Autostraße hin zu einer Radachse, das Teilstück des Radschnellwegs Ruhr (RS1) im Kreuzviertel, die neu gestaltete südliche Speicherstraße – mit Promenade, Plätzen, Bankelementen, Sonnendecks und vielen Grünflächen.

Mit welchen Baumaßnahmen geht es im kommenden Jahr für die City weiter?

Wir führen den Umbau der Stadtbahnstation Hauptbahnhof fort. Und der Radwall, der neue Zwei-Richtungs-Radweg am Ost- und Schwanenwall, wird an der Bornstraße seinen vorläufigen Abschluss erreichen. Auf dem Boulevard Kampstraße eröffnen wir weitere Bauabschnitte und gestalten Abschnitte dazwischen bereits für den Übergang bis zum fertigen Boulevard attraktiver. Das Grünflächenamt platziert dort einige Bäume, Sitzgelegenheiten und Spielgeräte. So liefert der Bereich trotz Baustelle auch ein Stück Aufenthaltsqualität. Mobiles Grün kombiniert mit Sitzmöglichkeiten kommt übrigens im Frühjahr auch an vielen Stellen in der City zum Einsatz. Außerdem bauen wir im Tiefbauamt eine eigene Kolonne auf, die sich um Reparaturen und Instandhaltung von Straßen, Plätzen und Stadtmobiliar kümmert. Damit wird eine sichtbare Steigerung der Attraktivität einhergehen.

Licht, nicht nur in der Weihnachtszeit, hilft ja generell, die City in Szene zu setzen. Es lenkt die Blicke, hebt Markantes hervor, erzeugt Raumgefühl. Welches Licht geht Dortmund auf?

Ganz richtig erkannt, für uns steht vor allem die ganz normale Straßenbeleuchtung, ihre Funktionalität, im Mittelpunkt. Und da haben wir in den letzten Jahren viel getan. Schon mehr als die Hälfte der Straßenleuchten in der Stadt sind auf LED umgestellt, die gedimmt und gesteuert werden können. Die LED-Leuchten haben einen besser fokussierten Lichtkegel, der die Straße trifft, aber nicht die Fassaden anleuchtet. Das bietet gleichzeitig neuen Raum für die Inszenierung von privaten Fassaden, wenn die Energiekrise überwunden ist. Die LED-Leuchten erzeugen weniger Streulicht, erhöhen die Lichtleistung und senken den Strombedarf. Die Stadt hat gerade erst den Beschluss gefasst, den Austausch der Lampen zu forcieren. Damit sparen wir eine Menge Energie und somit auch Geld.
Dagegen spielt die Weihnachtsbeleuchtung, die längst mit LED betrieben wird, von der Größenordnung her kaum eine Rolle. Sie gehört dafür aber wesentlich zum stimmungsvollen Bild, macht die Weihnachtsstadt erlebbar, heimelig, erzeugt diese besondere Atmosphäre, von der ein Weihnachtsmarkt und auch der Einzelhandel leben. Denn wer den Weihnachtsmarkt besucht, geht auch in der City bummeln und umgekehrt.

 

Weitere Informationen zu den Tiebaumaßnahmen der Stadt finden Sie unter: dortmund.de/baustellen

Wer dazu beitragen möchte, dass defekte Straßenlaternen schnell repariert werden, meldet diese am besten direkt unter: www.stoerung24.de

 

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