Interview mit Fußballmuseums-Direktor Manuel Neukirchner

Begegnungen jenseits des Rasens
© Stephan Schütze
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Seit 2015 ist das Deutsche Fußballmuseum (DFM) in seinem markanten Gebäude am Königswall beheimatet. Direkt gegenüber dem Hauptbahnhof begrüßt es zur UEFA EURO 2024 die ankommenden Gäste und bereichert das Event mit einem umfangreichen Kulturprogramm. Über die Rolle des DFM sprachen wir mit Museumsleiter Manuel Neukirchner.

Herr Neukirchner, mit der UEFA EURO schlägt das Herz der Fußballkultur diesen Sommer unter anderem in Dortmund. Wie knüpft das DFM bei der Vermittlung von Fußballkultur und -geschichte an dieses Großevent an? 

Während der UEFA EURO 2024 denken wir bewusst über Spartengrenzen hinweg. Wir begrüßen eine vielfältige Besucherschaft aus ganz Europa in der Rhein-Ruhr-Region mit den Spielorten Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln. Wir präsentieren das einzigartige Fußballkultur-Festival „Spielräume“ mit über 60 Veranstaltungen aus Kultursparten wie Theater, Literatur, Film und Musik.

Unseren Museumsvorplatz gestalten wir zu einem idealen Ausgangspunkt für einen erlebnisreichen EURO-Tag. Hier finden alle Besucher*innen auch die offizielle Fan Embassy mit Tourismusinformationen. Unser LED-Panoramaboard präsentiert aktuelle Turnierinformationen. Und im großzügigen Außenbereich laden wir Menschen aus aller Welt zu Begegnungen ein.

Das heißt, auch die Dortmunder*innen selbst sind angesprochen? 

Absolut. Unser Programm wird auch alle interessieren, die schon mal bei uns waren oder immer mal zu uns kommen wollten. Die EURO ist ein Fest der Begegnungen, bei dem wir zu einer offenen Willkommenskultur beitragen möchten. Wir sehen uns als Dienstleister für diese Kultur und beteiligen uns daran, dass Besucher*innen aus verschiedenen Ländern sich hier wohlfühlen. Wenn die Dortmunder*innen uns als sympathischen Imageträger ihrer Stadt wahrnehmen, der das Turnier-Programm bereichert, tragen wir schon einiges zu einem vielfältigen EM-Erlebnis bei. Zusätzlich haben wir im Mai durch die Teilnahme an Innenstadtfesten wie „DORTBUNT.city“ und „Kulturmeile“ die Vorfreude auf die EURO gemeinsam mit der Bevölkerung angeregt.

 

Das DFM trägt also stark zur EURO-Stimmung bei. Wird umgekehrt die Europameisterschaft auch das Fußballmuseum als Teil der Kulturlandschaft stärken?

Die Europameisterschaft fördert die Vernetzung der örtlichen und regionalen Kulturbetriebe. Wir präsentieren zum Beispiel im Rahmen von „Spielräume“ eine einzigartige Kombination von Fußball und Musik mit den Dortmunder Philharmonikern, kooperieren mit dem Schauspielhaus Bochum und sind mit dem Theaterstück „Die Nacht von Sevilla“ bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen vertreten. Diese Zusammenarbeit wirkt über die UEFA EURO 2024 hinaus als Impuls für eine lebendige und vielfältige Kulturlandschaft. Unsere Sonderschau „In Motion. Art & Football“ präsentiert in einer immersiven Rauminszenierung eine einzigartige Gesamtschau der europäischen künstlerischen Moderne zum Thema Fußball. Insofern hat uns die EURO inspiriert, neue Wege bei der Kuratierung und Bespielung unserer Ausstellungsräume zu erproben.

Welche Bedeutung haben lokale Fußballlegenden und -geschichten im Rahmenprogramm der EURO?

Im Rahmen unseres Fußball-Kulturfestivals haben bereits einige Veranstaltungen stattgefunden. Bei Events wie „Dem Fußball seine Dönekes“ mit Comedian Ben Redelings und Autor Frank Goosen handeln zahlreiche Anekdoten von lokalen Fußballgrößen. Auch in der Talkrunde „Ich liebe Fußball“ begrüßten Matthias Killing und Ingo Anderbrügge bei uns im Museum prominente Gäste aus der hiesigen Fußball-Welt. Zudem sind Legenden wie Helmut Rahn, Klaus Fischer und Mario Götze, die den deutschen Fußball und speziell den des Ruhrgebiets besonders geprägt haben, dauerhaft in unserer Ausstellung präsent.

 

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Welches Exponat würden Sie nach dem Turnier gern der Sammlung hinzufügen?

Der EM-Pokal würde uns natürlich gut zu Gesicht stehen! Aber manchmal ergeben sich auch erst durch die Turnierereignisse spannende Objekte, wenn man beispielweise an Jens Lehmanns berühmten Elfmeter-Zettel von der WM 2006 denkt. Auch dass Krake Paul einst als Orakel zu Weltruhm gelangen würde, konnte vorher niemand erahnen. Er hat in einer Urne seine letzte Ruhestätte in unserer Ausstellung gefunden. 

 

„SPIELRÄUME“: Volles Kulturprogramm

Das Deutsche Fußballmuseum (DFM) hat für die UEFA EURO 2024 das Kulturprogramm „Spielräume“ entwickelt. Die Planungen begannen 2018 nach Deutschlands Zuschlag für die Ausrichtung der EM, unterstützt durch bestehende Kooperationen sowie Fördermittel von Bund und Land. Mehr als 60 Veranstaltungen aus verschiedenen Kultursparten wie Theater, Literatur, Film und Musik finden statt – sehr viele davon in Dortmund, aber auch zahlreiche andere Städte werden bespielt. 

Ein Beispiel ist die Inszenierung eines Theater-Lesestücks mit Peter Lohmeyer. Es basiert auf einem Begleitbuch zur Sonderausstellung über das Halbfinale Frankreich gegen Deutschland bei der WM 1982. Ein weiteres Highlight bietet „Fußball Furioso“ mit den Dortmunder Philharmonikern. Im Superraum an der Brückstraße 64 zeigt die Ausstellung „IRGENDWAS MIT FUSSBALL“ noch bis zum 31. August sechs Positionen zeitgenössischer Fotografie, die sich auf vielfältige Art mit den unterschiedlichsten Facetten des Fußballs auseinandersetzen.

Im DFM selbst dient das „Stadion der Träume“ als Spielort und Kreativwerkstatt für die Kulturveranstaltungen während der EURO. Einen solchen Raum für Kulturveranstaltungen gibt es an jedem Austragungsort. Zudem läuft im Zusammenhang mit der UEFA EURO 2024 im DFM seit dem 27. Mai die immersive Rauminstallation „In Motion. Art & Football“. 

Zum vollständigen Programm "Spielräume"

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