Auf Tour mit Revierkümmerer Alfred Richter und seinem Reinigungsteam

© Stephan Schütze
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Es ist ein klarer, sonniger Mittwochmorgen. Am Königswall, in einer von der Stadt Dortmund angemieteten Halle, die als Lager für die Arbeitsgeräte und -maschinen dient, startet Revierkümmerer Alfred Richter von der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) seine Schicht. Zusammen mit Richter und seinem vierköpfigen Team geht heute auch Einsatzleiter Ertan Yildirim auf die Route der City-Intensivreinigung.

Mit der Intensivreinigung sorgt die EDG seit einigen Monaten dafür, dass Essens- und Verpackungsreste, andere Abfälle wie Scherben, Zigarettenkippen, Zeitungsseiten, Kaugummipapier – sogenannter „Flugmüll“ –, aber auch Vogelkot und Urinecken aus dem Stadtbild verschwinden. Insgesamt gibt es vier Revierkümmerer. Jeder von ihnen verantwortet einen fest abgesteckten eigenen Bereich in der City. Richters Revier hat die Nummer 3 und reicht vom Fritz-Henssler-Haus über Ost- und Schwanenwall bis zum Stadthaus und zur Kleppingstraße bzw. Kuckelke. Ein großes Revier, das es in sich hat, nämlich viel Futter für die City-Putzer.

 
Wenn es sauber ist, kommt man gern in die City

Die City-Putzer, das sind mobile elektrische Abfallsauger in leuchtendem Gelb. Sie zählen zu den wichtigsten Helfern des Richter-Teams. Heute geht es auf die Tour mit drei City-Putzern, Wagen mit Abfallbehältern, Greifzangen, Reinigungsmitteln und Putzlappen. In der City öffnen die Geschäfte nach und nach ihre Türen, langsam kehrt Leben ein. „Die großen Reinigungsarbeiten finden immer in der Nacht durch die Kolleg*innen der Nachtschicht mit ihren Fahrzeugen statt, wenn die Geschäfte geschlossen sind“, berichtet Einsatzleiter Yildirim. „Das bekommen die meisten Bürger*innen gar nicht mit. Jetzt sind wir mit der Intensivreinigung auch tagsüber präsent – unter der Woche und auch an den Wochenenden. Wir möchten, dass die Leute gerne in die City kommen. Wenn Straßen und Plätze sauber sind, fühlen sich die Menschen auch wohl und sicher.“ Yildirim ist seit zwölf Jahren bei der EDG und leitet insgesamt 120 Mitarbeiter*innen an. Nun gehören auch die neuen Revierreiniger*innen dazu. „Das Projekt ist übrigens selbstfinanziert“, betont er. „Die Bürger*innen zahlen dafür keinen Cent mehr. Wir haben die Schichtpläne der Nachtschicht umorganisiert und so die Stellen der Revierkümmerer besetzt. Außerdem setzen wir auch Mitarbeitende ein, die zu einer vom Jobcenter finanzierten Maßnahme gehören.“

 

In einigen City-Bereichen, zum Beispiel dem Brückstraßen-Viertel, und insbesondere an den Wochenenden kommt es häufiger zum „Worst-Case-Szenario“, wie das Team es nennt. Die vielen gut frequentierten Lokale und Imbissbuden ziehen erhebliche Verschmutzungen nach sich. Das Team um Alfred Richter beseitigt Abfall und Unrat, aber er selbst beugt auch vor: „Ich spreche mit den Inhabern und Betreibern, bitte sie Aschenbecher und Mülleimer aufzustellen“, erklärt der 64-Jährige. „Für ein besseres Stadtbild, das sauberer ist.“ Das gehört zu seinen Aufgaben als Revierkümmerer: Ansprechpartner für Bürger*innen, Gastronom*innen oder den Einzelhandel sein und diese zum Mitwirken zu motivieren. Dennoch müssen die Intensiv-Reinigungskräfte an den Wochenenden manchmal mit einem LKW anrücken, um die Glas- und Großteile einzusammeln. „Dann sind hier zwei bis drei meiner Leute eine gute Stunde beschäftigt“, berichtet Richter. 

Besondere Herausforderungen für die neue Reinigung am Tag brachten die großen Besucherströme der Adventszeit und des Weihnachtsmarkts mit sich. „Da kamen wir mit unseren Maschinen ab einer gewissen Uhrzeit oder an Samstagen und Sonntagen kaum noch durch“, erzählt Richter. Aber noch vorhandene Schwachstellen zu erkennen, sei schließlich auch ein guter Lerneffekt, und man könne nachbessern. So sei man in den Problemzonen oder am Hauptbahnhof, wo die Berufspendler*innen früh eintreffen, bereits zu früherer Stunde unterwegs. Auch wo man bei BVB-Heimspielen zuerst hin muss, weiß das Team inzwischen genau.

Gezielter Einsatz an dreckigsten Ecken

Heute liegen nur Kleinstteile wie Scherben, Zigarettenstummel und Papier auf der Straße – kein Problem für die saugstarken City-Putzer. Doch: „Auch solche Mini-Sachen können uns gefährlich werden“, berichtet Einsatzleiter Yildirim. „In der Anfangszeit ist es in zwei von den Maschinen zu Bränden gekommen, weil die Zigarettenstummel noch glühten und den Müll entzündet haben. Dafür gibt es nun eine Düse, die in kurzen Intervallen Wasser in die Auffangbehälter spritzt, zudem Sensoren und Kartuschen, die im Falle eines Brandes Schlimmstes verhindern.“

 

Richters Team stoppt an einem Müllbehälter, der mit Aufklebern übersät ist. Erfan Jafari hat das Lösungsmittel bereits auf der Oberfläche verteilt und kratzt behutsam die vielen kleinen Aufkleber weg. Ein Stückchen weiter riecht es an einer Häuserecke deutlich nach Urin. Versiert zieht Hüseyin Gazi Balaban einen Schlauch mit Sprühaufsatz aus dem City-Putzer und verspritzt ein Mittel gegen den Uringeruch und zur Neutralisierung der Harnsäure. „Mit Ekel kommt man hier nicht weiter“, sagt Balaban achselzuckend. „Mittlerweile kennen wir die besonders dreckigen Ecken und gehen gezielt dorthin, um sie zu reinigen. Es gibt aber auch Straßen, in denen die Anwohner*innen selbst auf Sauberkeit achten“, betont Yildirim. „Wir tun immens viel für die Hygiene und Sauberkeit und alle sagen uns, ‚so sauber wie jetzt war es noch nie‘. Über so eine Bestätigung freuen wir uns natürlich sehr.“

Neue Maschine entfernt künftig hartnäckige Kaugummi-Flecken

Und das soll sich noch weiter verbessern, denn die City-Putzer sollen neue Kollegen bekommen: Stadt und EDG wollen spezielle Kaugummi-Entfernungsmaschinen anschaffen. „Ein Kaugummi ist schneller ausgespuckt, als es entfernt werden kann. Wir sehen hier das gesprenkelte Pflaster überall. Sind die Kaugummis erst einmal festgetreten, kann man ihnen nur mit viel heißem Dampf und Druck zu Leibe rücken“, erklärt Richter. Die neuen Maschinen sollen viel Zeit und Arbeit sparen. Genug zu tun wird dennoch bleiben, ist Richter sicher. „Jetzt kommt erst einmal die Sommerzeit mit vielen Veranstaltungen und dem regen Nachtleben – das bedeutet neue Herausforderungen in den Vergnügungsvierteln und Ausgehmeilen“, blickt der Revierkümmerer nach vorn. „Aber das bekommen wir auch gewuppt.“

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