Wochenmarkt: plauschen, schnuppern und genießen

Der Markt auf dem Hansaplatz entwickelt sich zum entschleunigten Erlebnisort
Frische Waren und der persönliche Kontakt mit den Händler*innen – diese Qualitäten schätzen viele Besucher*innen des Wochenmarkts auf dem Hansaplatz. © Stephan Schütze
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Der Wochenmarkt auf dem Hansaplatz ist nicht nur eine Gelegenheit, den Samstagseinkauf zu erledigen. Vielmehr sorgt er auch für eine lebendige Innenstadt.

Man betritt keinen geschlossenen Raum, wenn man dem Wochenmarkt auf dem Hansaplatz einen Besuch abstattet. Und doch besitzt er eine ganz eigene Atmosphäre. Der Platz ist belebt, aber es herrscht keine Hektik. Man schlendert und schaut, trifft und unterhält sich. Der unmittelbare Kontakt zu den Händler*innen, die immer Zeit für einen kleinen Plausch zu haben scheinen, ist sicherlich einer von vielen Gründen für einen solchen Marktbesuch.

Immer der Nase nach

Das Angebot ist gut durchmischt – und so duftet es auch. Hier Fisch, dort Kaffee, da eindeutig Curry und andere Gewürze, drüben etwas streng riechender Käse, gefolgt von Kuchen und heißen Waffeln. Ein ordentlicher olfaktorischer Mix. Ist das gewollt? „Auf jeden Fall“, sagt Jonas Stoltefuß, Leiter des Teams Wochenmärkte und Traditionskirmessen der Stadt Dortmund. „Wir achten darauf, dass das Warenangebot ausgewogen und attraktiv für die Kund*innen ist. In der Innenstadt haben wir eine sehr gute, vielfältige Auswahl. Das versuchen wir möglichst beizubehalten.“

Die Stände sollen zum Charakter des Marktes passen und diesen erhalten. „Der Wochenmarkt auf dem Hansaplatz wird auch als ‚grüner Markt’ bezeichnet. Stände mit Obst, Gemüse und vielen Blumen prägen das Bild“, erklärt Stoltefuß. Trotzdem würde er nicht noch einen Blumenstand dazunehmen. „Lieber in den Vororten wie Dorstfeld, Brackel, Eving, dort ist noch Bedarf.“ Auch Textilien, wie sie zum Beispiel auf dem Nordmarkt in der Nordstadt in großem Umfang zu finden sind, kommen für die City nicht infrage. „Wir wollen den Leuten etwas bieten, das sie in der Innenstadt sonst nicht haben. Frische Lebensmittel, Blumen, dass man sich mal hinsetzen kann. Gleichzeitig wollen wir damit den Einzelhandel um den Markt herum stärken.“

 
Dreimal Hansamarkt

Der Hauptmarkt in der Innenstadt ist der beliebteste von Dortmunds insgesamt 13 Wochenmärkten. Er findet mittwochs von 7 bis 14 Uhr und samstags von 7 bis 15 Uhr statt. Freitags lockt hier der „kleine“ Markt von 8 bis 15 Uhr mit einer geringeren Anzahl von Händler*innen. Aktuell sind 86 Stände unterschiedlicher Größe gemeldet. Manche kommen mittwochs, manche samstags, manche an beiden Tagen und manche an allen drei Tagen. Um einen Standplatz müssen die Händler*innen sich bewerben. Der Samstag ist voll belegt, am Mittwoch und Freitag sind noch Plätze frei. Der Gebührenbescheid gilt immer für ein Jahr. Nach dessen Ablauf erfolgt eine Abfrage unter den Stammhändler*innen, ob sie den Platz beibehalten wollen. „Wenn sie sich nichts zu Schulden kommen lassen, den Marktfrieden nicht stören und – auch wichtig – die Gebühren zahlen, erteilen wir in der Regel für das kommende Jahr auch den Bescheid“, sagt Jonas Stoltefuß. Grundsätzlich ist ein Standplatz immer an eine*n Händler*in gebunden.

 
Wochenmärkte im Wandel

Der große Markt auf dem Hansaplatz ist stets gut besucht und besonders an Samstagen rappelvoll. Generell jedoch besteht ein Abwärtstrend: Die Märkte in Dortmund und auch bundesweit werden kleiner. Das hängt zum einen mit den Nachwuchssorgen der Händler*innen zusammen. „Immer weniger sind bereit, sich auf die Arbeitszeiten einzustellen und etwa um 3 oder 4 Uhr zum Großmarkt zu fahren“, sagt Bastian Müller aus dem Fachbereich Marketing + Kommunikation der Stadt Dortmund. Der Fachbereich hat die Öffentlichkeitsarbeit für die Wochenmärkte übernommen. Dortmund konkurriere hier mit anderen Städten, die alle das gleiche Problem haben. Zudem können Kund*innen an jeder Straßenecke in einem Supermarkt bis 22 Uhr einkaufen.

Der Markt als Marke

Um die Märkte insgesamt zu stärken, hat die Stadt sie daher zu einer eigenen Marke gemacht. Das Logo der „Dortmunder Wochenmärkte“ wurde beim Stadtfest DORTBUNT im Mai vorgestellt. Zum Auftakt gab es eine Kochshow mit Oberbürgermeister Thomas Westphal auf dem Hansaplatz. Das Format kam gut an. Diesen Erfolg gelte es nun auch in die Stadtteile zu tragen. „Wir planen ab dem Frühjahr 2025 Thementage oder Themenwochen und kleine Konzerte auf allen Märkten“, berichtet Bastian Müller. Auch will die Stadt die Marktplätze ausschildern, sodass Ort und Termin des jeweiligen Marktes für Passant*innen sichtbar sind. „Früher hatten Märkte keine Werbung nötig, jetzt schon“, sagt Müller. Auch den starken Wochenmarkt auf dem Hansaplatz will man noch unterstützen: Wenn die Händler*innen in der Adventszeit auf den Friedensplatz ausweichen müssen, soll ebenfalls ein Schild auf den Übergangsstandort hinweisen.

 
Für alle Sinne was dabei

Bastian Müller: „Das Konzept Markt ist nicht tot, es hat sich nur geändert. Die Bedeutung des Marktes hat sich geändert. Es geht heute nicht mehr nur darum, die Bevölkerung mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Der Markt ist ein Ort des Zusammenkommens, des Verweilens. Ein Marktbesuch wird zum Einkaufserlebnis.“ Dieses Erlebnis umfasst alle Sinne. Auf dem „grünen Markt“ in der City nimmt das Auge weit mehr als nur diese eine Farbe wahr. Rote Äpfel etwa und knallig-orange Kürbisse, purpurnes Heidekraut, dazu die eingangs erwähnten Aromen, die Möglichkeit, die Ware in die Hand zu nehmen und zu probieren, das hat auch etwas von Entschleunigung. Es wirkt urtümlicher, man fühlt sich näher dran an den Produkten, ihrer Herkunft und an den Menschen. „Für viele Kund*innen ist der Marktbesuch zur Tradition, zum Ritual geworden. Manche wollen genau diesen Backfisch essen an einem Samstag, und dazu ein Gläschen Wein trinken“, sagt Jonas Stoltefuß von der Stadtverwaltung. Ein willkommener Kontrast zur allgemeinen Hektik und dem Dauerpiepen der Kassen an einem Samstagmorgen im Supermarkt.

 

Weitere Impressionen

© Stephan Schütze
Für einen kleinen Plausch ist auf dem Wochenmarkt immer Zeit. © Stephan Schütze
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Für Jonas Stoltefuß ist ein Marktbesuch auch Tradition und Ritual. © Stephan Schütze
© Stephan Schütze
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© Stephan Schütze
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