Draußen lauschen: Feierabendmarkt und Cityring-Konzerte

Philharmonie-Open-Air-Events stellen Orchester vor Herausforderungen
Mittendrin im Geschehen spielen Klarinettistin Alina Heinl und ihre Mitmusiker beim Feierabendmarkt – ein besonderes Erlebnis.
© Roland Gorecki
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Es ist Donnerstagnachmittag, die Sonne steht schon etwas tiefer und die Lust aufs Wochenende klopft bereits an. Vom Opernhaus her weht ein Hauch Musik herüber in den Stadtgarten. Bereits von Weitem sieht man, dass der Platz der Alten Synagoge vor Menschen nur so wimmelt – es ist Feierabendmarkt.

Auf Bierbänken sitzen Junge wie Alte gemeinsam an Tischen, kaum ein Platz ist noch frei. Die meisten haben ein Gläschen Wein oder ein anderes Kaltgetränk vor sich. Viele haben sich an den umliegenden Ständen eine kleine Käseauswahl oder andere Leckereien geholt und sitzen gesellig zusammen.

Zwischen dem lauten Lachen am Nachbartisch und dem allgemeinen Stimmengewirr ertönt aus dem Hintergrund Livemusik: Auf einer kleinen Podest-Bühne am Opernhaus steht ein Bläser*innen-Ensemble in Trachten. Es sind Trompeter Daniel Hufnagl, Tubist Thomas Kerstner, Schlagzeuger Lorris Dath und Klarinettistin Alina Heinl von den Dortmunder Philharmonikern. An diesem Abend ist auch Posaunist Harald Hörtlackner als Gastmusiker mit dabei.

Auf dem Feierabendmarkt, der mit wechselndem Musikprogramm überraschen will, servieren die aus Süddeutschland und Österreich stammenden Musiker*innen einen Mix aus traditioneller Blasmusik wie beispielsweise dem „Essl-Marsch” oder verschiedenen Polkas und bekannten, jüngeren Arrangements wie „Bella Ciao“ oder „Vielen Dank für die Blumen“. Ein Programm-Mix, den sie auf der Bühne des Opernhauses sonst nicht zu Gehör bringen. Gleichzeitig ein Umfeld, das von Ablenkungen nur so wimmelt. Konzentrieren ist angesagt und Luftholen fürs Spielen bei all den unterschiedlichen Gerüchen. Soeben fällt Besteck vom Tisch nebenan, auf der anderen Seite der kleinen Bühne wird gerade mit den Gläsern angestoßen.

 
Lockere Stimmung unter freiem Himmel

Auch wenn die Marktbesucher*innen hier meist nur punktuell zuhören und das laute Gemurmel nicht verstummen mag: Die Musiker*innen lieben genau das.

„Der Feierabendmarkt ist für mich etwas ganz Besonderes. Es ist toll, so nah am Publikum dran zu sein –

ja eigentlich wirklich mittendrin“, sagt Alina Heinl, die seit Anfang 2020 als Solo-Klarinettistin Teil der Dortmunder Philharmoniker ist. „Das ermöglicht eine ganz andere Interaktion mit den Menschen. Die Reaktion auf unsere Musik ist so unmittelbar – ich kann ein Lächeln direkt sehen –, und die Atmosphäre unter freiem Himmel ist einfach viel lockerer als bei einem klassischen Konzert im Opern- oder Konzerthaus.“ Die 31-Jährige spielte vorher in ihrer Heimat Augsburg und in Nürnberg. Nach Dortmund zog es sie, weil sie hier nicht nur in einem Symphonie-, sondern auch gleichzeitig in einem Opernorchester spielen kann. Denn die Dortmunder Philharmoniker bieten mit ihrem breiten Repertoire beides.

Nach ihrem Auftritt auf dem Feierabendmarkt sprechen ein paar Zuhörer*innen die Klarinettistin an und wollen wissen, wer sie ist und woher sie kommt – ihr Dirndl hat für Aufmerksamkeit gesorgt. Ist es denn eine besondere Herausforderung, draußen zu spielen? In dieser Szenerie, so nah an den Leuten? „Es ist schon etwas anderes, besonders wenn die Sonne blendet oder ein Windstoß die Noten vom Pult fegt“, sagt Alina Heinl. „Das ist alles schon passiert, aber das macht den besonderen Charme solcher Formate aus. Diese Stimmung hier auf dem Markt ist ansteckend, auch für uns Musikerinnen und Musiker – viele bleiben nach dem Auftritt noch ein bisschen hier.“

 
Wetterwünsche für Cityring-Konzerte

Wetterkapriolen sind an diesem Tag glücklicherweise kein Problem, zählen aber nicht nur fürs Publikum immer wieder zu den großen Herausforderungen bei Open-Air-Konzerten: „Nichts ist schlimmer für Musikerinnen und Musiker als Regen, also Feuchtigkeit, oder wenn die Finger steif sind vor Kälte“, sagt Gabriel Feltz, Generalmusikdirektor der Dortmunder Philharmoniker. Er drückt deshalb insbesondere die Daumen für die Cityring-Konzerte, die Mitte August auf dem Friedensplatz stattfinden: „Gutes Wetter ist eine ganz entscheidende Komponente. Eigentlich müssten wir den Wettergott bestechen“, sagt Feltz mit Blick auf das große Comeback der Veranstaltungsreihe nach drei Jahren Pause.

Das Konzertwochenende startet am Freitag, 18. August, mit der Opern-Gala „Das Beste aus Dortmund und der Welt“ und geht am Folgetag mit der Musical-Gala „Ein traumhafter Sommerabend“ weiter. Am Sonntagvormittag spielen die Philharmoniker mit „Heidi – eine Orchestererzählung“ ein Familienkonzert für junge Ohren ab sechs Jahren, bevor zum Abschluss am Abend die Klänge der Filmmusik-Gala „Die größten Liebesfilme aller Zeiten“ vom Friedensplatz zum Platz an der Alten Synagoge herüberwehen.

Schon vorher aber, am 10. August ab 16 Uhr, liegt dort erst einmal wieder das Flair des Feierabendmarkts in der Luft: zum Genießen mit allen Sinnen, mit Musik mittendrin. Die weiteren Termine: 24. August, 14. September, 28. September, 12. Oktober und 26. Oktober (jeweils der zweite und vierte Donnerstag im Monat).

An den Markttagen können Theaterliebhaber*innen übrigens richtig Geld sparen: Auf viele Vollpreis-Theaterkarten gibt es im Kundencenter bis 20 Uhr einen Rabatt von zehn Prozent.

Weitere Infos unter: theaterdo.de/feierabendmarkt und cityringkonzerte.de

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