Das Stadtleben ist zurück im Rathaus

Wiedereröffnung nach Modernisierung
© Stephan Schütze
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Der Rat der Stadt hat seine Heimat zurück, denn nach gut drei Jahren Sanierungszeit ist das Rathaus am Friedensplatz wieder in Betrieb. Nach und nach sind alle wieder eingezogen: der Oberbürgermeister und seine Vertreter*innen, die politischen Fraktionen und viele Mitarbeiter*innen.

Ausgezogen ist dafür der Fuchs, der zwischenzeitlich ein- und ausging – dazu später mehr. Für Hochzeiten stehen bald wieder die Trauzimmer zur Verfügung. Im Erdgeschoss soll erneut Gastronomie einziehen mit Außenbereich. Zurzeit laufen Gespräche mit einer Betreiberin, die Wert legt auf Ausbildung und Inklusion.

In die Bürgerhalle und die Säle ist das Leben bereits zurückgekehrt. Bis zu 2.500 Sitzungen und Veranstaltungen unterschiedlicher Art fanden zuletzt jährlich darin statt. Spätestens seit den Eröffnungsfeierlichkeiten, unter anderem mit vielen Dortmunder Schüler*innen und der ersten Ratssitzung im März, füllt das Rathaus seine tragende Rolle im City-Quartier „Grüne Stadtbühne“ wieder aus.

Ab November 2020 hatten die Handwerker*innen der vielen Bau- und Fachfirmen die Regie im Rathaus übernommen. In Spitzenzeiten waren bis zu 80 von ihnen gleichzeitig im Rathaus aktiv. Ihr Ziel war ursprünglich eine Eins-zu-Eins-Sanierung: Das Gebäude sollte gebäudetechnisch und energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Fenster, Wasser, Strom, Heizung und Kühlung, Aufzüge und Sicherheitstechnik standen im Fokus, Nachhaltigkeitsaspekte, Klimaschutz und Klimaanpassung waren zentrale Ziele. Der Zuschnitt der Räume und ihr Aussehen aber sollten bleiben. Geplant war eine Sanierung gleichsam hinter den Kulissen, abgeschlossen im Jahr 2022, deren Ergebnis kaum sichtbar sein sollte. Doch es kam anders ...

 

 
Für künftige Anforderungen gewappnet

Die nun abgeschlossene Sanierung des Rathauses fiel umfangreicher aus, als eingangs gedacht. Die Corona-Pandemie, ein großer Wasserschaden und der neue, größere Rat der Stadt sorgten im bereits laufenden Umbaubetrieb für Umplanungen und Zwangspausen – und am Ende auch für höhere Kosten. Die krisenbedingten Teuerungsraten in der Bauwirtschaft kamen noch dazu, sodass die Investitionen schließlich bei 39,07 Millionen Euro für den Rathausumbau und 8,44 Millionen Euro für das Sonderprojekt Ratssaal lagen.

Erbaut zwischen 1987 und 1989, stand für das Rathaus nach rund 30 Jahren intensiver Nutzung eine umfassende Modernisierung an. Als diese 2018 geplant wurde, ahnte aber noch niemand etwas von der Corona-Pandemie, die schon kurz nach dem Baustart für Herausforderungen sorgte. Lockdowns, Homeoffice, Videokonferenzen und vieles mehr hielten Einzug in das Leben der Menschen. „Diese Entwicklungen haben uns gezeigt, dass das Rathaus technisch fortschrittlicher ausgestattet werden musste als ursprünglich geplant“, berichtet Andreas Grosse-Holz, der Leiter der Städtischen Immobilienwirtschaft, die den Umbau geplant und gesteuert hat. Hinzu kamen neue gesetzliche Regelungen und Vorschriften des Landes NRW, um die Handlungs- und Beschlussfähigkeit in Ausnahmesituationen wie dieser sicherzustellen.

 

Wasserschaden verzögerte Bauarbeiten

Auch die Kommunalwahlen im September 2020 veränderten die Anforderungen an das Rathaus. Der zuvor auf sechs Fraktionen ausgelegte Ratssaal muss nun sieben Fraktionen beherbergen. Mehr Parteien, mehr Fraktionen, mehr Ratsmitglieder – diese Tendenz könnte sich fortsetzen, so die Annahme. Eine reine Eins-zu-Eins-Sanierung konnte also weder der Pandemie noch den gesellschaftspolitischen Veränderungen Rechnung tragen. Erneut beschäftigten sich die Gremien deshalb 2022 mit der Sanierung, und der Rat beschloss Sonderprojekte für modernere Medientechnik und die Vergrößerung des Ratssaals. Dies bedeutete Zusatzkosten von ca. 8,5 Millionen Euro – und eine Verzögerung, die allerdings nicht die erste war.

Ein erheblicher Wasserschaden durch Starkregen hatte die Bauarbeiten im Sommer 2021 nahezu zum Stillstand gebracht. „Ein Arbeiter hatte nach Einbau eines Fensterrahmens die Regenwasserabflussleitung, die durch die Fensteröffnung verlief, nicht wieder angeschlossen“, erzählt Grosse-Holz. „Deshalb flossen die Wassermassen des Starkregens im Juni nicht vom Gebäude weg, sondern geradewegs ins Rathaus hinein.“ Die Folgen: Der Estrich, fast die Hälfte der 4.200 Quadratmeter Parkettboden sowie bereits errichtete Rigips- und Trockenbauwände waren stark beschädigt. „Das hat den Bauverlauf im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt“, sagt Grosse-Holz. „Geplant war es, von oben nach unten zu arbeiten – nun mussten wir es andersherum machen. Da, wo wir weiterarbeiten konnten, haben wir es getan. Die gravierenden Schäden verzögerten dennoch den Umbau um sieben Monate. Immerhin konnten wir in dem Zuge das alte Buchen-Parkett komplett durch strapazierfähigeres und optisch ansprechenderes Eichen-Parkett ersetzen.“

 
Inspiration aus dem Düsseldorfer Landtag

In dieser schwierigen Phase gab es zu allem Überfluss auch noch einen außerplanmäßigen Wechsel in der städtischen Projektleitung. Neben der Aufarbeitung des Wasserschadens kümmerte sich die neue Leitung nach Bewilligung der Sonderprojekte im September 2022 um den Ausbau des Ratssaals und die Modernisierung der Medientechnik. Inspiration holte sie sich dafür im Düsseldorfer Landtag. Das nun um 20 Quadratmeter vergrößerte Plenum ist barrierefrei und besitzt eine verglaste Trennwand zur Bürger*innenhalle für mehr Transparenz. Tische und Stühle können flexibel errichtet und umgebaut sowie entsprechend der Sitzverteilung im Rat angepasst werden. Die Bestuhlung läuft auf Schienen: Steht eine Person auf, fahren die Sitzmöbel wieder automatisch in die gerade Ausgangsposition zurück.

Eine moderne Wiedergabe- und Präsentationstechnik mit Kameras und Bildschirmen, die die sprechenden Ratsmitglieder automatisch übertragen, schafft die Voraussetzungen für hybride Sitzungsformate, Livestreams und Videokonferenzen – nicht nur im Rats- sondern auch in den anderen Sälen. Hinzu kommen ein größerer Regieraum, Zuschauer*innenplätze auch für Rollstuhlfahrende, ein eigenständiger Pressebereich und ein Interview-Corner für Pressegespräche.

 

Fuchs interessierte sich für die Baustelle

Das Kurioseste in der ganzen Bauzeit war sicherlich, dass ein echter Fuchs die Rathausbaustelle immer wieder besucht hat, vor allem während der Corona-Zeit, als die City zeitweise wie leergefegt wirkte. „Er ist sogar im Inneren des Rathauses gesichtet worden“, sagt Grosse-Holz. „Immer, wenn ein Werkzeug nicht direkt zur Hand war, war es natürlich der Baustellenfuchs, der es gestohlen hat.“ Seit Monaten allerdings hat sich das inoffizielle Sanierungsmaskottchen  nicht mehr blicken lassen. „Wahrscheinlich ist ihm der Trubel im wieder lebendigen Rathaus doch ein wenig zu viel geworden und er hat sich in ruhigere Gefilde zurückgezogen.“

Ausgefuchst an dem frisch sanierten Gebäude ist auf jeden Fall die Energie- und damit auch die erwartete Kostenbilanz. „Der Primärenergiebedarf von 29 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr ist ein Topwert nach Neubaustandard“, sagt Grosse-Holz stolz. „Das ist ein Meilenstein für uns. Und die wesentlich geringeren Betriebskosten werden den städtischen Haushalt langfristig entlasten.“ Nun werde das Gebäude noch nach dem Silber-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert.

Erstmals gibt es nun begrünte Dachflächen auf 2.500 Quadratmetern, die sich sowohl über dem dritten als auch über dem vierten Obergeschoss befinden. Diese halten das Regenwasser zurück wie ein Schwamm, verbessern die Wärmedämmung und den Schallschutz des Gebäudes.


Die Rathaussanierung in Stichpunkten

• Fünf Geschosse auf rund 16.000 m² Bruttogeschossfläche

• Umfassende Gebäudemodernisierung: Gebäudehülle, Innenräume, Brandschutz, Sanitär-Anlagen, Elektro- und EDV-Verkabelungen, Förderanlagen, Lüftungsanlagen, Heizungsanlage, Heizflächen, Gründach

• Sonderprojekt: medientechnische Ausstattung u. Vergrößerung Ratssaal


Zahlen zur Ausführung

• 60 km Elektrokabel

• 85 km Datenkabel

• 2.500 m² Fläche Gründach

• 5.700 m² neue Trockenbauwände (ohne Wasserschaden)

• 10.000 m² neue Flächen abgehängte Decken

• 30.000 m² gemalerte Fläche

• 4.200 m² neuer Parkettboden

Bildergalerie:

Sowohl die Bürger*innenhalle mit ihrer Kuppel als auch der Ratsaal zeigen sich dank innovativer Kameraeinstellungen in neuen Perspektiven. © Stephan Schütze
Sowohl die Bürger*innenhalle mit ihrer Kuppel als auch der Ratsaal zeigen sich dank innovativer Kameraeinstellungen in neuen Perspektiven. © Stephan Schütze
Sowohl die Bürger*innenhalle mit ihrer Kuppel als auch der Ratsaal zeigen sich dank innovativer Kameraeinstellungen in neuen Perspektiven. © Stephan Schütze
Sowohl die Bürger*innenhalle mit ihrer Kuppel als auch der Ratsaal zeigen sich dank innovativer Kameraeinstellungen in neuen Perspektiven. © Stephan Schütze
Sowohl die Bürger*innenhalle mit ihrer Kuppel als auch der Ratsaal zeigen sich dank innovativer Kameraeinstellungen in neuen Perspektiven. © Stephan Schütze
Sowohl die Bürger*innenhalle mit ihrer Kuppel als auch der Ratsaal zeigen sich dank innovativer Kameraeinstellungen in neuen Perspektiven. © Stephan Schütze
Der neue Ratssaal ist mit modernster Technik ausgestattet. © Roland Gorecki

Bei der Eröffnungsfeier begrüßte Oberbürgermeister Thomas Westphal die Gäste. © Roland Gorecki
Zahlreiche Gäste erschienen zur Eröffnung des modernisierten Rathauses. @ Roland Gorecki
Bei der Eröffnung des modernisierten Rathauses konnten sich die Gäste ein erstes Bild machen. @ Roland Gorecki
Dortmunds Jugend konnte am Tag der Rathauseröffnung schon einmal im großen Saal Probesitzen. @ Roland Gorecki
Selfies mit dem OB waren am Tag der Eröffnung insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen sehr gefragt. @ Roland Gorecki
Am Tag der Eröffnung musste Dortmunds OB Thomas Westphal der Jugend Rede und Antwort stehen. @ Roland Gorecki

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